Erste Schritte

Wissenswertes | „Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.“ (Laotse)

„Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.“ (Laotse)

An einem heißen Sommertag genossen meine Tochter und ich die kühle Fläche des Fliesenbodens – wir saßen dort und alberten miteinander herum. Ich saß im Schneidersitz, als meine Tochter anfing, auf mich zu klettern. Sie stieg auf meine Beine, hielt sich an meinem Hals fest, wippte hin und her oder krabbelte über mich von links nach rechts und wieder zurück. Zwischendurch pausierte das Ganze für eine Umarmung. „Ach ist das schön, so darf´s immer bleiben.“, dachte ich mir.

…Man soll den Tag ja nicht vorm Abend loben…

Meine Tochter tobte sich immer mehr in Euphorie, sie wurde wilder und wilder. Sie hatte sichtlich Spaß. Mit beeindruckender Präzision trampelte sie immer wieder genau auf die Stellen meiner Beine, die besonders weh taten. Immer häufiger zog sie mir unbewusst an den Haaren, während sie ihre Hände schnell hin und her bewegte. Meine Reaktionen mit „AU“ oder „Ah, tut das weh“, amüsierte meine Tochter. Sie empfand das alles als Spaß – ich so gar nicht. Ich fing an zu brodeln.

Ich hätte in dem Moment in einem innerlich entspannten und gelassenen Zustand meiner Tochter klar und bestimmt signalisieren können „Stopp, das geht zu weit, lass es bitte.“. Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht fähig, für meine Bedürfnisse gegenüber meiner Tochter einzustehen. Es wäre nicht authentisch von mir gewesen, es zu tun.

Ich hätte auch meiner Wut freien Lauf lassen und in einem lauten Ton meiner Tochter erklären können, dass das zu weit geht. So verlockend es auch für mich war, wieder nach dem alten „Ich“ in Wut zu reagieren, da das so schön gewohnt und gemütlich ist, so wenig Lust hatte ich mehr dazu. Ich redete mir den Mund fusselig und das Tag…für Tag… für Tag, immer und immer wieder die gleiche Leier und für welchen Effekt? – Gar keinen. Jeden Tag durchlebten meine Tochter und ich dieselben Reaktionen. Ich war müde vom belehren, ich war müde vom wütend sein, ich war müde von dem „täglich grüßt das Murmeltier“.

Mir war klar, dass ich nun über meinen Schatten springen musste, um eine Veränderung herbeizuführen.

Also entschied ich mich für den Weg über mein Inneres. Aber wie? Meine Tochter tanzte auf mir herum. Und ich war mir absolut sicher, sie an die Seite stellen und ihr sagen: „Warte hier mal kurz ein paar Minuten ganz ruhig, Mama muss mal die Augen schließen und ihren Zustand transformieren.“, wird meine Tochter nicht mitmachen. Also nahm ich die Situation, wie sie ist und tat das, was ich in dem Moment konnte. Ich ließ meine Tochter gewähren und auf mir herumturnen. Dabei ließ ich meine Arme um sie herum, um sicherzustellen, dass sie nicht fällt oder sonst wie sich verletzten könnte.

Ich schloss meine Augen und fing an meinen Körper zu beobachten. Ich spürte wie meine Tochter weiter auf mir herumalberte. Aber ich hielt meinen Fokus auf mich und meinen Körper. Gedanken schossen mir durch den Kopf, wie: „Kann es denn nicht einfach mal schön und ruhig bleiben?“ oder „Kann doch nicht sein, dass sie es noch lustig findet, wenn es mir weh tut?“ und „Ich hab echt kein Bock mehr darauf!“, und das gepaart mit ganz viel Wut. Wenn bei mir Gefühle der Wut aufkommen, zeigt sich das vor allem an meinem Kiefer. Mein Kiefer verspannt sich in diesen Momenten so richtig. Aber ich kämpfte nicht gegen die Gedanken, die Gefühle und den verspannten Kiefer an, sondern erkannte einfach erst einmal an, dass es da ist. Während ich mich immer mehr der Anerkennung hingab, merkte ich, dass meine Tochter zwar noch auf meinem Schoß ist, aber sich weniger bewegte. Für mich ein klares Zeichen: „Ich bin auf dem richtigen Weg.“ Also blieb ich dran und fokussierte mich als nächstes auf positive Gedanken und Gefühle – etwas das mein Herz höher schlagen lässt. Ich ließ meinen Fokus so lange darauf, bis ich wirklich innerlich ganz ruhig und friedlich wurde. Während ich meinen Fokus auf die positiven Gedanken und Gefühle hielt, kletterte meine Tochter von mir runter. Ich hörte sie neben mir, was mir erst einmal ausreichte, um weiter die Augen geschlossen zu halten und den Fokus zu halten. Und ich wurde ruhiger und ruhiger und ruhiger…..ich atmete für mich noch einmal abschließend auf und genoss diesen friedlichen Zustand in mir: Was für eine Wohltat.

Dann öffnete ich die Augen, schaute neben mich und sah meine Tochter ganz entspannt und ruhig neben mir auf dem Fußboden liegen. Ich legte mich neben sie und genoss einfach nur diesen Moment.

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